Keine wie du und ich / Analyse und Debatten, TA vom 7.9.2015
Natürlich hat E. Schuler Recht: es ist fraglich, ob die Modewelt der richtige Platz ist für ein Mädchen mit Trisomie21. Gut möglich, dass sie ein Spielball ist für eine auf Profit und Aufmerksamkeit ausgelegte Geschäftsbranche oder von ihrer Mutter für ihre eigenen Träume eingesetzt wird.
Und doch:
Pro Jahr kommen in der Schweiz ca. 120 Kinder mit Trisomie21 auf die Welt. Insgesamt leben ca. 1,2 Millionen Menschen mit einer Beeinträchtigung in unserem Land.
Ohne gross nachzudenken - können Sie mir angeben, wo wir sie finden? Können Sie mir aus dem Stegreif eine inspirierende, bekannte Persönlichkeit angeben, die mit einer Beeinträchtigung lebt? Nennen Sie mir, auf die Schnelle, eine Schönheit, die nicht Mainstream-Kriterien entspricht -
Gar nicht so einfach? Vielleicht weil es keine inspirierenden, schöne Menschen gibt, die mit einer Beeinträchtigung leben? Ganz so sicher bin ich mir da nicht. Meines Erachtens liegt es eher daran, dass ihre Stimmen und ihre Gesichter im öffentlichen Raum viel weniger verbreitet sind.
Aufmerksamkeit und Profit um jeden Preis beiseite - die Gesichter und Körper von Jamie Brewer, Kayla Kosmalskis und Madeline Stuart erzählen von einer von einer möglichen Welt, in der Anders-Sein geschätzt und gewürdigt wird.
Menschen mit Trisomie21 müssen sich Integrationschancen in den ersten Arbeitsmarkt hart erkämpfen. Ein wenig Offenheit, ein kleines Stück roter Teppich könnte hier nicht schaden.
Ja, die volle Akzeptanz und Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen scheint manchmal noch ferne. Madeline Stuarts Vertrag und ihre Arbeit als Model ist vielleicht nur ein kleiner Schritt, aber doch ein Schritt in die richtige Richtung.
Mit freundlichen Grüssen
Tamara Pabst Hosali
Mutter eines Kindes mit Trisomie21
Link zum Artikel im Tagesanzeiger:
http://www.tagesanzeiger.ch/zeitungen/keine-wie-du-und-ich/story/21282586
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